Krumhermersdorf fehlen Förderprojekte

"Freie Presse" vom 10.02.2018, von Mike Baldauf

Vom Leader-Programm haben in den vergangenen vier Jahren einige Dörfer profitiert. Der Zschopauer Ortsteil war nicht dabei - bis auf eine Ausnahme.

Zschopau beteiligt sich zwar als eine von 17 Kommunen an der Finanzierung der Koordinierungsstelle für Leader-Fördermittel. Von den im ländlichen Raum zu verteilenden Geldern hat die Stadt jedoch bisher kaum profitieren können.

Das liegt weniger am Verteilungsmodus, sondern daran, dass die Verwaltung in der seit 2014 laufenden Förderperiode für Krumhermersdorf noch keinen Antrag eingereicht hat, wie der kommissarische Bauamtsleiter Frank Lämmel zur jüngsten Stadtratssitzung auf Nachfrage von Jürgen Hetzner (Linke) erklärte. Die Antwort löste insbesondere beim Bund Freier Wähler Unverständnis aus. "Haben wir denn keine Anträge? Man muss doch konkrete Vorstellungen haben", hakte Frieder Meyer nach.

Doch bislang fehlt dem Rathaus ein Projekt. Das könnte sich erst mit dem Mehrzweckgebäude ändern, in dem die Krumhermersdorfer Ortsfeuerwehr untergebracht ist. Im Frühjahr 2017 hatte der Stadtrat dazu eine Varianten-Untersuchung in Auftrag gegeben. Das Gebäude an der Hauptstraße könnte etwa komplett saniert, teilweise zurückgebaut oder ganz abgerissen werden, um einem Neubau Platz zu machen, hieß es damals. Mit Leader-Mitteln wäre ebenso der Ausbau der Mittelgasse denkbar, falls die Fachförderung nicht greift, räumte Lämmel ein.

 

Auslöser der Debatte war die Jahresumlage von knapp 19.000 Euro, die Zschopau dem Regionalmanagement der Erzgebirgsregion Flöha- und Zschopautal vorschießt. Tatsächlich bleibt die Kommune nur auf rund 950 Euro sitzen, weil der Betrieb der Koordinierungsstelle zu 95 Prozent gefördert wird. Niels Sigmund (B 90/Grüne) plädierte dafür, das Geld in die Hand zu nehmen: "Schließlich hängt davon eine Menge für Krumhermersdorf ab." Dem folgte der Stadtrat bei drei Enthaltungen mit seinem Beschluss. Die Diskussion um die Vorlage trug ohnehin eher Symbolcharakter. Denn Zschopau ist vertraglich zur Zahlung der Umlage verpflichtet. Weil für Investitionen in Stadtgebieten mit mehr als 5000 Einwohnern der Leader-Topf geschlossen bleibt, kommt als Fördergebiet nur der Ortsteil Krumhermersdorf infrage.

 

Eine Ausnahme bilden nichtinvestive Vorhaben. Hiervon dürfte sogar die gesamte Stadt profitieren: Schon 2016 hatte das Regionalmanagement für die Entwicklung eines Tourismuskonzepts eine 80-prozentige Förderung zugesagt. Der Antrag wird noch im Landratsamt bearbeitet, sagt Lisa Arnold vom Regionalmanagement. Dort liegen auch die Unterlagen des Vereins "De Schul", der für Umbauten in der alten Krumhermersdorfer Schule 100.000 Euro erhalten soll. Denn über das Leader-Programm werden neben kommunalen Vorhaben auch private Initiativen gefördert. Im Herbst hatte der Verein die Zusage erhalten.

Kommentar von Freie Presse-Redakteur Mike Baldauf:

Dass es der Stadt in den zurückliegenden vier Jahren der neuen Leader-Förderperiode nicht gelungen ist, für Krumhermersdorf ein Projekt auf die Beine zu stellen, ist ärgerlich. Zumal über die Zukunft des alten Mehrzweckgebäudes schon seit Jahren diskutiert wird. In dieser Zeit ist aber zu wenig passiert. Wenn man bedenkt, dass die Anträge nach der Bewilligung durch das Regionalmanagement noch Monate im Landratsamt liegen, sollte jetzt schnell gehandelt werden. Schließlich hat die Stadt seit diesem Jahr extra eine befristete Stelle für die Aufbereitung von Förderanträgen geschaffen.