"Freie Presse" vom 25. September 2019, von Holk Dohle
Michelle Reichel hat beim Gewinnspiel eines Radiosenders alles richtig gemacht. Dafür waren Fingerspitzengefühl, Geduld, Ortskenntnis und Mut er- forderlich. Über ihren Gewinn dürften
sich vor allem die Kinder des Zschopauer Ortsteils freuen.
Sie habe schon oft an Gewinnspielen teilgenommen, sagt Michelle Reichel. Und hin und wieder auch mal was gewonnen. "Aber
nie so etwas Großes", kann die Krumhermersdorferin ihr Glück immer noch nicht richtig fassen. Denn die Bewerbung für die Teilnahme an der Höreraktion "W. W. W. - Wünsche werden wahr" des
Radiosenders MDR Sachsen sei eine ganz spontane Idee gewesen, so die 29-Jährige.
Michelle Reichel ist Mitglied im Verein "De Schul". Die Truppe setzt sich für den Erhalt der ehemaligen Schule in Krumhermersdorf ein und will den Plattenbau zu einem Begegnungszentrum für Menschen, Familien und Vereine umgestalten. Ein paar Räume seien schon fertig und würden gut genutzt, berichtet Michelle Reichel. Da es im und am entstehenden Multi-Funktionshaus bislang noch keine Angebote für die Jüngsten gibt, wären Spielgeräte im Außenbereich nicht schlecht. "Doch dafür fehlt Geld", sagt die Mutter eines dreijährigen Mädchens. Als sie auf Arbeit im Radio von dem Gewinnspiel hörte, habe sie sich spontan bei MDR Sachsen beworben. Ihr Wunsch: ein Kinderspielplatz.
Bei der Höreraktion gehe es vor allem darum, sich für die Gemeinschaft ins Zeug zu legen, erläutert Peggy Ender vom Sachsenradio: "Vor der Erfüllung eines Herzenswunsches steht eine spannende, außergewöhnliche oder auch verrückte Aufgabe. Zum Beispiel zu Fuß eine Bobbahn hochzulaufen, innerhalb weniger Stunden Sorbisch zu lernen oder grüne Autos für einen Korso zu mobilisieren." Die Krumhermersdorferin habe zunächst einen Anruf vom Sender erhalten. "Da wurde mir mitgeteilt, dass ich in der engeren Wahl bin und ich mich am Tag des Gewinnspiels ab morgens bereithalten soll", berichtet Michelle Reichel, die ihren Chef daraufhin gleich um einen Tag Urlaub gebeten hat.
Und in der Tat: Am Mittwoch, 7.30 Uhr, klingelte ihr Telefon. "Man hatte meinen Namen aus dem Lostopf gezogen und teilte mir die Tagesaufgabe mit. Ich sollte ein Puzzle aus 200 Einzelteilen zusammensetzen, das einen bekannten Ort in Sachsen zeigt. Diesen galt es zu identifizieren, sich dorthin zu begeben und dort angekommen das Puzzle-Motiv noch einmal selbst zu fotografieren. Alles zusammen waren dafür 2,5Stunden Zeit, die Fahrzeit nicht eingerechnet", erzählt die Krumhermersdorferin. Eine halbe Stunde nach dem Anruf stand Radiomo- deratorin Elena Pelzer mit dem Puzzle und zwei Mitarbeitern an der Tür.
Michelle Reichel hatte vorgesorgt für den Fall der Fälle - und ein Team organisiert, das ihr beim Lösen der Aufgabe helfen kann. Mit ihrem Vater, dem Krumhermersdorfer Ortsvorsteher Jörg Reichel, ihrer Mutter Sylvia, den Eltern ihrer besten Freundin und zwei Freunden aus dem Dorf hatte sich die Kandidatin die richtige Verstärkung ausgesucht. Die Sieben bewiesen Fingerspitzengefühl, Geduld und Ortskenntnis: Nach 25 Minuten war das Puzzle fertig - es zeigte die Vogtland-Arena in Klingenthal, Jörg Reichel hatte die Schanze sofort erkannt.
Im MDR-Auto ging es nun ins Vogtland, wo die Erzgebirgerin auf sich alleingestellt war. In Klingenthal angekommen, musste sie auf die Schanze hinauf, um von oben über Anlaufspur und Schanzentisch hinunter in den Auslauf zu fotografieren - das Motiv des Puzzles. "Das war kein Problem. Ich kenne keine Höhenangst", nahm Michelle Reichel auch diese Hürde souverän, womit ihr Wunsch tatsächlich wahr wurde: 2000 Euro für den Spielplatz an der ehemaligen Schule.
DasVideo mit der Tagesaufgabe ist auf der Homepage des Senders zu sehen. www.mdr.de/sachsenradio
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