"Freie Presse" vom, 8. Juni 2022, von Mike Baldauf
Mit der Inbetriebnahme der in mehr als zweieinhalb Jahren errichteten Anlage am Zschopaufluss sollten eigentlich drei veraltete Klärwerke in dem Zschopauer Ortsteil abgeschaltet werden. Doch dem Hainichener Zweckverband ZWA fehlen dazu noch Pumpen.
Krumhermersdorfer Einwohner können bald aufatmen. Von drei alten Klärwerken im Ort dürften in absehbarer Zeit keine üblen Gerüche mehr ausgehen. Olaf Bohne vom Hainichener Trink- und Abwasserzweckverband ZWA rechnet damit, dass die überlasteten und technisch veralteten Anlagen am Hölzel, Klimpel und an der Kirche innerhalb des nächsten Vierteljahres abgeschaltet und noch in diesem Jahr abgerissen werden können.
Zuvor muss aber das Hauptpumpwerk am Hölzel arbeiten. Eigentlich sollte das schon mit der Inbetriebnahme des zentralen Klärwerkes im Zschopenthal geschehen, das vor wenigen Tagen offiziell übergeben wurde. Die 2,6 Kilometer lange Druckleitung vom Hölzel bis zu dem Neubau ist schließlich schon im vergangenen Jahr verlegt worden. Grund für den Verzug sind Lieferengpässe bei den Pumpen. Bauleiter Bohne spricht von Lieferzeiten, die inzwischen bei einem halben Jahr liegen.
So fließen zunächst nur die Abwässer von knapp 900 Einwohnern aus Waldkirchen ins neue Klärwerk. Wenn der Krumhermersdorfer Teil später ans Netz geht, kommen die Abwässer von rund 600 Einwohnern dazu. Ausgelegt ist die Anlage für 2500. "Wir haben also noch Reserven", sagt Bohne. Vorerst sind im Ort allerdings keine weiteren Hausanschlüsse geplant, da viele Krumhermersdorfer eigene Kleinkläranlagen betreiben. Deshalb sei auch beim Ausbau der Mittelgasse auf die Verlegung eines Abwassersammlers verzichtet worden, so der Bauleiter.
In einer Bauzeit von mehr als zweieinhalb Jahren hat der ZWA das 4,35 Millionen Euro teure Klärwerk am Ufer des Zschopauflusses fertiggestellt. "Es leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Gewässers", sagt Klärwärter Rudi Seifert. Zusammen mit seinem Kollegen Tom Auerbach betreut er diese und weitere ZWA-Anlagen. Das gereinigte Wasser, das vom Auslaufbauwerk in die Zschopau fließt, ist klar und geruchlos. Man könnte es trinken, ohne Schaden zu nehmen, sagen die Klärwärter einmütig.
Auf dem Anlagengelände sind kaum üble Gerüche wahrnehmbar. Nur aus dem Rechenraum, in dem grobe und sperrige Stoffe zurückgehalten werden, dringt eine Geruchswolke. Von dort wird das Abwasser in die Belebungsbecken gepumpt. Schlammteilchen trüben die Flüssigkeit und lassen das Betonbecken flach erscheinen. Tatsächlich reicht es rund fünf Meter in die Tiefe. Die Bakterien im sogenannten Belebtschlamm bauen Schmutzstoffe, also organische Kohlenstoffverbindungen, ab. Damit die Mikroorganismen optimal arbeiten, muss Sauerstoff zugeführt werden. In älteren Anlagen geschieht das häufig mit mechanischen Rührwerken. In Waldkirchen erfolgt die Sauerstoffzufuhr über Belüftungsrohre. Ein Membransystem auf dem Beckenboden bewirkt, dass die Luftbläschen über den gesamten Querschnitt verteilt aufsteigen. Aus den Belebungsbecken gelangt das Abwasser in die Nachklärbecken. "Hier ist es schon so sauber, dass darin Fische leben könnten", sagt Rudi Seifert.
Die wahre Dimension des Beckens ist vom Beckenrand nicht erkennbar. Nur wer wie Olaf Bohne die tiefe Baugrube kennt, hat einen Eindruck davon bekommen. Bis zum Grund der Nachklärbecken sind es neun Meter. Der Schlamm setzt sich dort in eine Art Trichter ab, wird von Zeit zu Zeit abgesaugt und über eine Rohrleitung in den Stapelbehälter gepumpt. Die Feststoffe darin werden dann regelmäßig per Lkw zur Trocknung und zu einer Müllverbrennungsanlage gebracht. Bei voller Auslastung könnte das Klärwerk auf diese Weise 200.000 Kubikmeter Schmutzwasser im Jahr behandeln.
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