Krumhermersdorfer Gänselieschen freut sich auf den 100. Geburtstag

Die Freude beim Füttern der Gänse ist Jule Musch, Kristin Morgenstern, ihren beiden Töchtern Anni und Klara, dem Züchter Tassilo Neubert sowie Kalle Musch (von links) deutlich anzumerken. Bild: Andreas Bauer
Die Freude beim Füttern der Gänse ist Jule Musch, Kristin Morgenstern, ihren beiden Töchtern Anni und Klara, dem Züchter Tassilo Neubert sowie Kalle Musch (von links) deutlich anzumerken. Bild: Andreas Bauer

"Freie Presse" vom 08.11.2024, von Andreas Bauer

Der Rassegeflügelzüchterverein aus dem Zschopauer Ortsteil begeht am Wochenende mit einer Ausstellung sein großes Jubiläum. Dabei wird deutlich, dass diese Tradition auch bei Kindern sehr beliebt ist.

 

Wenn Jule Musch gefrühstückt hat, kümmert sie sich um Willi, Wilma und deren Freunde. Gemeint sind die zehn Gänse, die die junge Krumhermersdorferin mit ihrer Familie hält. „Morgens füttern wir sie und treiben sie runter zum Teich, abends dann wieder in den Stall“, erklärt die Zehnjährige und fügt hinzu: „Ich finde es cool, ein Gänselieschen zu sein.“ Doch mit dieser Arbeit ist es nicht getan. Schließlich warten noch 20 Hühner und mehrere Enten auf ihr Futter. Da trifft es sich gut, dass Bruder Kalle die Leidenschaft für Tiere teilt. Beide gehören zum Rassegeflügelzuchtverein Krumhermersdorf, der an diesem Wochenende im Rahmen seines 100. Geburtstags eine große Ausstellung organisiert.

 Sich um ihre Hühner zu kümmern, ist für die zehnjährige Jule Musch zum Alltag geworden. Bild: Andreas Bauer
Sich um ihre Hühner zu kümmern, ist für die zehnjährige Jule Musch zum Alltag geworden. Bild: Andreas Bauer

Bestnote im Visier

Im Vereinshaus am Krumhermersdorfer Sportplatz, in dem von Freitag bis Sonntag bei der 85. Bornwaldschau etwa 260 Tiere präsentiert werden, will auch Kalle Musch mit seinen gelben Zwerg-Sachsenhühnern beeindrucken. Natürlich die Besucher, aber zunächst einmal die Jury, die ihm möglichst 95 Punkte für ein „Sehr gut“ geben soll. „Vielleicht geht auch mehr“, sagt der 13-Jährige, der seit zwei Jahren zum Verein gehört. Los ging es aber schon eher, wobei seine Mutter eine wichtige Rolle spielte. „Wenn ich aufs Land ziehe, dann will ich Hühner“, erzählt Nicole Musch schmunzelnd. Morgens frische Eier aus dem Stall von Tieren, die gleichzeitig Spielgefährten für die Kinder sind: So sah es die ehemalige Chemnitzerin zu Beginn. Vom nebenan wohnenden Züchter beeinflusst, interessiert aber auch sie sich inzwischen für die Zucht. „Es gibt Rassen, die schon über 100 Jahre alt sind und einfach erhalten werden müssen“, sagt sie.

Anfangs dachte die 43-Jährige, dass sie mit ihrer Familie Tiere halten könnte, ohne sie zu schlachten. Inzwischen weiß sie, dass dies durch den vielen Nachwuchs nicht möglich ist: „Man kann sie nicht alle verkaufen.“ Dass einige Gänse und Hühner geschlachtet werden, ist inzwischen auch für die Kinder Normalität. Zwar nennt Jule ihre beiden Lieblingsgänse, die sie handzahm gemacht hat, immer noch Willi und Wilma. Doch dass eine Gans bald als Weihnachtsbraten im Ofen landet, hat auch sie akzeptiert. „Es ist zwar nicht schön, aber es ist gesund und schmeckt.“ Die Zeiten, in denen Kalle seine Hühner Hella und Bella sowie den Hahn Adolar nannte, sind ebenfalls vorbei. Statt um Namen geht es ihm jetzt um das Aussehen der Tiere. Für die Zucht gilt es immer, die Eier derjenigen zu nehmen, die dem optimalen Erscheinungsbild am nächsten kommen.

 Mit diesem Zwerg-Sachsenhuhn will Kalle Musch bei der Ausstellung viele Punkte von der Jury einheimsen. Bild: Andreas Bauer
Mit diesem Zwerg-Sachsenhuhn will Kalle Musch bei der Ausstellung viele Punkte von der Jury einheimsen. Bild: Andreas Bauer

Auch abseits des Stalls aktiv

Aller zwei Monate treffen sich die Vereinsmitglieder in großer Runde, um sich auszutauschen und Ausstellungen sowie Unternehmungen zu planen. Ausflüge und Grillfeste gehören schließlich auch zum Programm. Außerdem gibt es für Vertreter der jungen Generation im Mai ein viertägiges Landesjugendtreffen, bei dem neben fachlichen Themen der Spaß nie zu kurz kommt. „Dort wird auch Fußball gespielt. Oder es geht ins Hallenbad und in den Tierpark“, berichtet Kalle Musch, der zugleich lernt und hilft. „Wir erzählen immer von unseren Tieren. Da bekommt man schon einige Tipps und Kniffe mit“, erklärt der 13-Jährige, der in dieser Woche viel zu tun hat. Schließlich müssen die Hühner für die Ausstellung gewaschen und vorbereitet werden.

Für Jule Musch ist es die erste Ausstellung. „Letztes Jahr hatten die Gänse noch zu viel Angst“, erklärt sie. Auch jetzt würden Willi und Wilma mitunter noch an der Jacke und den Fingern knabbern, weil sie denken, es wäre ein Brötchen. Aber die Zehnjährige hat ihre Schützlinge so im Griff und so auf Vordermann gebracht, dass auch sie auf viele Punkte hofft. Tassilo Neubert drückt dabei die Daumen. Er ist der stellvertretende Vorsitzende des Krumhermersdorfer Vereins und freut sich über das wachsende Engagement junger Züchter. „Einige setzen eine Familientradition fort, andere kommen neu dazu“, sagt er. Zu den 34 Vereinsmitgliedern gehören aktuell 7 Kinder und Jugendliche, sodass sich der Verein für die Zukunft gut gerüstet sieht.

 

Die 85. Bornwaldschau ist am Freitag von 15 bis 19 Uhr, am Samstag von 9 bis 19 Uhr und am Sonntag von 9 bis 15 Uhr geöffnet.

 

Link zum Original-Artikel der Freien Presse:

https://www.freiepresse.de/erzgebirge/zschopau/krumhermersdorfer-gaenselieschen-freut-sich-auf-den-100-geburtstag-artikel13588929?ref=share_link

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